Lauter Hass – leiser Rückzug 

Repräsentative Studie zu Hass im Netz in Deutschland

 

Die Befragung bestätigt: Hass im Netz bedroht den demokratischen Diskurs

 

Lauter Hass – leiser Rückzug

Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht: Ergebnisse einer repräsentativen Befragung.
Jeden Tag werden Menschen im Netz beleidigt, belästigt und bedroht. Viele ziehen sich bereits zurück und äußern ihre politische Meinung dort seltener. Das gefährdet Meinungsvielfalt und Demokratie. Die Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“ analysiert die Erfahrungen deutscher Internetnutzer*innen und liefert aktuelle Zahlen & Fakten zu Hass im Netz.
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Hass im Netz kann alle treffen. Aber nicht alle gleich.

Hass im Netz führt zum Rückzug aus demokratischen Diskursen.

Plattformen müssen Verantwortung für Hass im Netz tragen.

Kurzinformation
„Lauter Hass – leiser Rückzug“
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Politische Forderungen

Die aktuelle Studie bestätigt in weiten Teilen: Hass im Netz destabilisiert die Grundfesten unserer Demokratie. Die Politik muss dringend handeln, um dieser Entwicklung etwas entgegensetzen zu können:

1.

Betroffene müssen besser geschützt und unterstützt werden!

Es braucht ein bundesweites Netzwerk von spezialisierten Beratungsstellen sowie geschulte und sensibilisierte Strafverfolgungsbehörden, die Betroffene ernst nehmen und nicht abweisen. Zudem braucht es die konsequente Anwendung bestehender Gesetze auch im Netz sowie die zeitnahe Umsetzung des europäischen Digital Services Act. Außerdem müssen die Social-Media-Plattformen konsequent gegen Hass und Verstöße gegen den Jugendmedienschutz vorgehen.

2.

Social-Media-Plattformen müssen finanziell zur Verantwortung gezogen werden!

Hass, Desinformation und Gewalt werden durch die Geschäftsmodelle der großen Social-Media-Plattformen verstärkt und richten massive Schäden für uns alle und die Demokratie an. Daher sollen die Plattformen alles dafür tun, um diese Schäden konsequent zu verhindern. Gleichzeitig müssen sehr große Online-Plattformen einen Anteil ihres Gewinns aufwenden, um die gesellschaftlichen Kosten für diese Schäden zu tragen.

3.

Medienkompetenz und politische Bildung müssen gestärkt werden!

Zu diesem Zweck muss eine nationale Bildungsoffensive Medienkompetenz umgesetzt werden. Dafür müssen Mittel in mindestens gleichwertiger Höhe (6,5 Milliarden €) des Digitalpakts von Bund und Ländern zur Verfügung gestellt werden.

Zielgerichtetes und konsequentes Handeln gegen Hass im Netz erfordert außerdem die Förderung bestehender demokratiefördernder, zivilgesellschaftlicher Strukturen und ein kontinuierliches Monitoring von Hassdynamiken im Netz. Bereits 2023 haben die herausgebenden Organisationen Handlungsempfehlungen für politische Maßnahmen erarbeitet.

 

Die wichtigsten Grafiken

Über die Studie

Die Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“ wurde 2023 in Auftrag gegeben. Ziel der Erhebung ist es, einen aktuellen Stand zu Hass im Netz für Deutschland abzubilden. Damit liegen erstmals seit der Studie des IDZ 2019 repräsentative empirische Daten in ähnlichem Umfang und Detailgrad vor. Befragt wurden mehr als 3.000 Internetnutzer*innen in Deutschland ab 16 Jahren.

Herausgeber*innen: Das NETTZ, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, HateAid, Neue deutsche Medienmacher*innen als Teil des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz

Wissenschaftliche Umsetzung: pollytix strategic research gmbh (Vorerhebung: Bilendi GmbH)

Erhebungszeitraum: Oktober-November 2023 (Vorerhebung: Juli-August 2023)

Zitationsvorschlag: Das NETTZ, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, HateAid und Neue deutsche Medienmacher*innen als Teil des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz (Hrsg.) (2024): Lauter Hass – leiser Rückzug. Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung. Berlin. https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/download_lauterhass.php

 

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Lisa Paus
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
“Ob toxische Kommentare, Drohungen, beängstigende Kampagnen: Hass im Netz ist allgegenwärtig. Viele Menschen sind davon abgestoßen oder eingeschüchtert, halten sich zurück oder schweigen. Das gibt denen Raum, die laut und aggressiv sind. Es bedroht unsere Demokratie. Wir können gemeinsam etwas dagegen unternehmen.”

Hanna Gleiß
Co-Geschäftsführerin Das NETTZ
“Vor allem junge Frauen erleben Hass im Netz, häufig in Form von sexuellen Belästigungen. Wir laufen Gefahr, dass eine ganze Generation dies als Normalität begreift – das muss sich ändern. Zeit, sich auf der Straße genauso wie im Netz für ein respektvolles Miteinander und gegen rechtsextreme und menschenfeindliche Hetze einzusetzen!”
Elena Kountidou
Geschäftsführerin Neue deutsche Medienmacher*innen
“Menschen mit Rassismus- und Diskriminierungserfahrung machen auch im Netz Gewalterfahrungen und ziehen sich deshalb aus der Debatte zurück. Ihre Perspektiven fehlen nicht nur online, sie erhalten auch zu wenig Beachtung im medialen Diskurs. Gerade jetzt, wo Rechtsradikalismus zunimmt, müssen die Stimmen derjenigen, die davon besonders betroffen sind, sicht- und hörbar gemacht werden.”
Rüdiger Fries
Co-Vorsitzender Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur
“Medienkompetenz und politische Bildung müssen gestärkt werden, damit alle Menschen Hass im Netz und Desinformation etwas entgegnen können. Dafür braucht es eine nationale Bildungsoffensive und die strukturelle Verankerung von politischer Medienbildung in der Demokratiebildung.”
Anna-Lena von Hodenberg
Geschäftsführerin HateAid
“Die Strategie der Einschüchterung funktioniert: Hass, Gewalt und Lügen sorgen dafür, dass Menschen sich aus dem öffentlichen Diskurs im Netz zurückziehen. So schaffen es Rechtsextreme, ihre Narrative in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. All die Maßnahmen der letzten Jahre haben diese Entwicklung bestenfalls verlangsamt. Wenn unsere Demokratie auch im Internet geschützt werden soll, muss die Politik jetzt dringend handeln.”

Warum die Studie wichtig ist

Der Hass ist laut, der Rückzug leise

Das Internet ist der wichtigste öffentliche Debattenraum unserer Zeit. Doch das digitale Miteinander gerät zunehmend unter Druck. Viele ziehen sich angesichts von Beleidigungen, Mord- oder Vergewaltigungsandrohungen aus dem öffentlichen Diskurs im Netz zurück. Das ist gerade jetzt besorgniserregend: In diesem Jahr finden die Wahlen zum Europäischen Parlament sowie Landtags- und Kommunalwahlen in mehreren deutschen Bundesländern statt. Vor allem Rechtsextreme mobilisieren massiv in den sozialen Netzwerken und verbreiten Hass und Desinformation.

Repräsentative, bundesweite Studie

Die von Das NETTZ, der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, HateAid und den Neuen deutschen Medienmacher*innen im Rahmen des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz durchgeführte repräsentative Studie zeigt, dass Hass im Netz alltäglich ist und weiter zunimmt. Es besteht dringender Handlungsbedarf, wenn wir unsere Demokratie vor dieser Entwicklung schützen wollen. Diese neue Studie ist die seit 2019 umfangreichste Erhebung zu Wahrnehmung, Betroffenheit und Folgen von Hass im Netz in Deutschland.

Was wir unter Hass im Netz verstehen

Es gibt zahlreiche Begriffe, um Hass und Gewalt im Netz zu beschreiben. Dabei beeinflusst die Art der Definition die Zahl der gemessenen Fälle. In der vorliegenden Studie wird die Bezeichnung „Hass im Netz“ verwendet:

Definition

„Hass im Netz bezeichnet eine Vielzahl unterschiedlicher, u. a. abwertender, entwürdigender, auf Einschüchterung zielender oder verhetzender Online-Phänomene gegenüber Personen oder bestimmten Personengruppen. Gemeint sind damit sowohl entsprechende Inhalte als auch Handlungen.“ (Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz 2023)

Hass im Netz ist mehr als die strafrechtliche Definition

Hass im Netz ist als ein Oberbegriff zu verstehen, der viele verschiedene Phänomene umfasst. Einige davon sind strafrechtlich relevant, wie Beleidigung, Bedrohung oder Volksverhetzung. Hass im Netz geht jedoch über gesetzliche Richtlinien hinaus.

Gruppenbezogener Hass

Die Begriffsbestimmung des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz schließt neben gruppenbezogenen Hassphänomenen auch solche gegen Einzelpersonen ein. Der Schwerpunkt der Arbeit des Kompetenznetzwerks wie auch der vorliegenden Studie liegt auf gruppenbezogenen Phänomenen, wie Ableismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Klassismus, LSBTIQA-Feindlichkeit, verschiedenen Rassismen, Sexismus, etc.

Zudem werden Personengruppen berücksichtigt, die aufgrund ihrer politischen Ansichten, ihres zivilgesellschaftlichen oder professionellen Engagements besonders betroffen sind, wie Aktivist*innen, Politiker*innen und Journalist*innen.

Nicht nur Text, sondern auch Bilder

Hass im Netz bezieht anders als der Begriff Hatespeech nicht nur sprachliche Äußerungen mit ein, sondern beinhaltet z. B. auch Bilder, etwa in Form rassistischer Memes oder des ungewollten Zusendens von Dickpics (Bilder eines männlichen Genitals), das Stalken in sozialen Netzwerken oder das Veröffentlichen von persönlichen Daten wie Name und Wohnadresse (Doxing).

Hass im Netz und Desinformation

Hass im Netz ist vor allem mit der Verbreitung von Desinformation, also der intentionalen Veröffentlichung und Weiterverbreitung von Falschinformationen, eng verwoben. Diese können Ressentiments und Vorurteile gegen marginalisierte oder andere Personengruppen schüren oder die Form von Verleumdung und übler Nachrede annehmen und auf diese Weise Hass im Netz befördern.

Wissen & Handeln

1.

Mit dieser Studie möchten wir ein umfassendes Verständnis für die Dynamiken und Auswirkungen von Hass im Netz schaffen und somit einen Beitrag zur Entwicklung von effektiven Gegenstrategien leisten.

2.

Zielgerichtetes und konsequentes Handeln in diesen Bereichen erfordert, dass bestehende demokratiefördernde Strukturen und Projekte abgesichert und weiterhin gefördert werden.

3.

Bereits 2023 haben die herausgebenden Organisationen Handlungsempfehlungen für politische Maßnahmen gegen Hass im Netz erarbeitet.

 

 

Herausgeber*innen
Die Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“ ist ein Angebot der folgenden zivilgesellschaftlichen Organisationen als Teil des Kompetenznetzwerks gegen Hass:
Dienstleister*innen
Die Umsetzung und Kommunikation der Studie wäre ohne die folgenden Agenturen nicht möglich gewesen. Wir danken pollytix für die wissenschaftliche Begleitung, Studio Good für die Landingpage, actu tactu für das Design und NORDSONNE IDENTITY für die begleitende Kampagne.