
Nicht nur das Logo und die WEBSEITE des Kompetenznetzwerk wurden der Öffentlichkeit vorgestellt. Vor allem haben wir den Launch zum Anlass genommen, darüber zu diskutieren, wie die Zusammenarbeit im Kampf gegen Hass im Netz in Zukunft aussehen soll. Dazu waren die Journalistin Düzen Tekkal, Community-Managerin Hatice Ince, der politische Bildner Zuher Jazmati und Sozialunternehmer Shai Hoffmann geladen, die aus ihren Erfahrungen und Ideen, Forderungen und Wünsche an das Kompetenznetzwerk formulierten. Die Runde wurde von Hanna Gleiß, Projektleiterin von Das NETTZ moderiert.
Was gegen Hass im Netz zu tun ist
„Wir müssen solidarisch bleiben und Betroffene ins Zentrum stellen, uns gegenseitig unterstützen und niemals den Mund verbieten lassen,” fasste Zuher Jazmati seine Vision zusammen. Shai Hoffmann plädierte dafür, auch die Folgen der Pandemie mit in den Blick zu nehmen. Die Menschen seien einsam. “Ich wünsche mir mehr Begegnungen und echten Austausch, auch online”, sagte er.

Klar war in der Runde aber auch: Ohne deutliche Grenzen des Staates geht es nicht: „Es darf keine rechtsfreien Räume geben – auch nicht im Internet. Ich glaube, dass diese Probleme anfangen, wo es keine rechtlichen Rahmenbedingungen gibt“, stellte Düzen Tekkal klar. Genau so sah es auch Hatice Ince: „Die größte Baustelle ist die Strafverfolgung. Diese unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland und häufig kennen sich die Menschen, die sich professionell mit dem Thema beschäftigen, einfach nicht gut genug aus.“

Zur Zukunft des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz
Weiterhin haben Vertreter*innen der Trägerorganisationen konkret in die Zukunft des Kompetenznetzwerkes geschaut und auf die vielen Projekte und Schwerpunkte, die sie mit einbringen: “Im Kompetenznetzwerk möchten wir uns um die Gruppe kümmern, die statistisch gesehen am meisten betroffen ist, nämlich junge Erwachsene”, erläuterte Anna-Lena von Hodenberg den Schwerpunkt von HateAid. „Europaweit haben laut einer Studie 85% der jungen Erwachsenen digitale Gewalt erfahren. Wir wollen auf diese Gruppe zugehen, sie durch digital Streetwork ansprechen, ihnen Unterstützung anbieten, aber sie auch dazu ermutigen, das Netz gemeinsam mit uns als demokratischen Raum zu gestalten.”
Bernd Zywietz von jugendschutz.net freut sich vor allem auf die Arbeit zu automatisierten Verfahren, die dazu eingesetzt werden können, Inhalte im Netz zu entdecken und auszuwerten. “Hass im Netz ist nicht nur ein soziales Problem sondern hat auch eine technologische Komponente” sagte er. Die Neuen Deutschen Medienmacher*innen wollen sich vor allem anschauen, wie mediale Berichterstattung Hass im Netz beeinflusst und wie der Hass im Netz wandert. Juliane Metzker machte es an einem Beispiel ganz konkret: “Wer wird attackiert, wer wird rassistisch angegangen, wenn Journalist*innen unreflektiert von einer ‘Südafrika-Variante’ sprechen?”
Das NETTZ als Koordinierungsstelle des Netzwerks freut sich darauf, die verschiedenen Expertisen zusammenbringen zu können, um “zu erleben, was Kollaboration bedeutet”, sagte Hanna Gleiß — nämlich: “dass nicht nur jeder Träger sein eigenes Ding macht, sondern, dass wir zusammen etwas Neues entwickeln, dass wir ganzheitlich dieses komplexe Phänomen Hass im Netz anschauen können, organisations- und sektorenübergreifend und über verschiedene Disziplinen hinweg.”
Das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz ist eines von 14 Kompetenzzentren und -netzwerken im Bundesprogramm „Demokratie leben!“.